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Apr 28: Corona-App: Was ist der Unterschied zwischen "Tracing" und "Tracking"?

Im Rahmen der Diskussion um eine App zur Nachverfolgung der Ausbreitung des Coronavirus fallen derzeit immer wieder zwei Begriffe, die sich lediglich in einem einzigen Buchstaben unterscheiden und dennoch einen grundsätzlich unterschiedlichen Ansatz beschreiben. Die Rede ist von den beiden Begriffen "Tracing" und "Tracking". Kleiner Buchstabe, große Wirkung. Und genau dies sorgt bei vielen Menschen auch für eine größere Verunsicherung, was denn nun eigentlich welcher Ansatz genau bedeutet. Nicht ohne Grund haben Apple und Google erst kürzlich das Wording in der Beschreibung der von ihnen derzeit entwickelten Technologie geändert. Hier spricht man nun von "Benachrichtungen bei möglichem Kontakt" anstelle des bisher verwendeten "Kontakt-Tracing". Wo aber liegt nun genau der Unterschied zwischen "Tracing" und "Tracking".

Allein vom Begriff her ist "Tracking" bei vielen Menschen schon negativ belegt. So kann man gerade im Internet immer wieder von "Tracking Cookies" oder "Benutzer-Tracking" lesen, was man unweigerlich mit einer Verletzung der eigenen Datenschutzrechte in Verbindung bringt. Geht man rein von der Begrifflichkeit aus, liegen "Tracing" und "Tracking" durchaus nahe beieinander. Während man "Tracking" grob mit dem deutschen Begriff "(Nach-)Verfolgung" übersetzen kann, steht bei "Tracing" eher das "Aufspüren" im Vordergrund. Genau letzteres ist dann auch der Ansatz, den Apple und Google mit ihrer Technologie verfolgen.

Ziel bei der Entwicklung der Tracing-App ist es, die sogenannten Infektionsketten nachzuverfolgen. Das bedeutet, dass es gilt herauszufinden, mit wem eine mit dem Coronavirus infizierte Person in den vergangenen zwei Wochen engeren Kontakt (weniger als zwei Meter Abstand) hatte. Diese Personen wurden durch den Kontakt unter Umständen ebenfalls infiziert, weswegen sie über diesen Kontakt informiert werden und sich für zwei Wochen in Quarantäne begeben oder auf das Virus testen lassen müssen. Dies ist vor allem deswegen wichtig, weil auch diese potenziell infizierten Personen wiederum andere Personen anstecken könnten. Wird dies nicht durch Quarantänen eingedämmt, wächst die Verbreitung des Virus exponentiell. Genau diese Verbreitung gilt es aufzuhalten. In der Presse ist dabei immer wieder von der sogenannten "Reproduktionszahl" (kurz R) die Rede. Dieser Wert gibt an, wie viele weitere Personen eine mit Corona infizierte Person ansteckt. Als Knackpunkt gilt dabei, diese Zahl dauerhaft unter 1 zu halten, wobei dies auch immer im Zusammenhang mit der absoluten Zahl der Neuinfektionen gesehen werden muss. Zudem gibt es regional große Unterschiede, die bei der Betrachung von Zahlen auch immer berücksichtigt werden müssen

Während es ohne technische Unterstützung beinahe unmöglich ist, sämtliche Kontaktpersonen einer infizierten Person zu ermitteln, kann dies mithilfe der heute allgegenwärtigen Smartphones und der passenden Technologie recht einfach realisiert werden. Erste Ansätze, dies mithilfe der Auswertung von Mobilfunkdaten zu tun, waren allerdings zum Scheitern verurteilt, da dies deutlich zu ungenau für den angedachten Zweck ist. Diese Daten sind lediglich dazu geeignet, Bewegungsdaten zu den Nutzern zu ermitteln.

Ein anderer Ansatz wäre das "Tracking" auf Basis von GPS-Ortungen der Geräte. So gut wie alle Smartphones verfügen über ein GPS-Modul, welches auch in der Regel dauerhaft eingeschaltet ist. Das große Problem bei diesem Ansatz ist, dass sich auf diese Weise eindeutig identifizierbare Nutzer nachverfolgen, also "tracken" lassen. Aus Datenschutzsicht ist dies natürlich der absolute Super-GAU, weswegen davon dringend abgesehen werden sollte. Auch bei den (aufgeklärten) Nutzern würde ein solcher Ansatz auf große Ablehnung stoßen, was natürlich auch den meisten Regierungen und Behörden bewusst ist. Aus diesem Grunde arbeitet man derzeit an Lösungen, die nicht auf der GPS-Ortung, sondern auf Bluetooth basieren. Diesen Weg verfolgen aktuell auch Apple und Google, die eine entsprechende Technologie inkl. entsprechender APIs (Programmierschnittstellen für Entwickler von offiziellen Corona-Apps) direkt in ihre mobilen Betriebssysteme iOS und Android integrieren wollen.

Verschiedene Länder und Gesundheitsbehörden arbeiteten schon vor der Ankündigung der beiden Schwergewichte aus dem Silicon Valley an Corona-Apps, andere haben die Aufnahme der Arbeit nach dieser Ankündigung aufgenommen. Auch dabei werden zwei grundsätzlich unterschiedliche Ansätze verfolgt, die sich auf die Speicherung und Übertragung der erfassten Daten beziehen. Man spricht hier von einer zentralen oder einer dezentralen Datenspeicherung. Bei der zentralen Speicherung werden die von den offiziellen Corona-Apps auf den Smartphones erfassten Daten direkt auf einen zentralen Server der jeweiligen Gesundheitsbehörde übertragen, wo sie dann gespeichert und ausgewertet werden. Befürworter einer solchen Lösung, unter anderem die Regierungen von Frankreich und Großbritannien, argumentieren, dass die Behörden auf Basis der erfassten Daten einen deutlicheren Einblick in die Ausbreitung des Virus erhalten und betroffene Menschen zielgerichteter informieren können. Der große Nachteil bei dieser Art der Speicherung ist jedoch einerseits der Datenschutz und andererseits die Datensicherheit. In Sachen Datenschutz kann bei der zentralisierten Erfassung der Daten unter Umständen auf einzelne Nutzer rückgeschlossen werden, was wiederum eher in Richtung "Tracking" ginge. Auch die Datensicherheit spielt beim zentralen Ansatz eine Rolle, da die Daten permanent vom Smartphone an die Server übertragen werden. Sowohl dieser Übertragungsweg, als auch der Server auf denen die Daten gespeichert werden, stellen potenzielle Ziele für Angreifer dar, die die Daten abfangen oder gar verfälschen könnten.

Apple und Google verfolgen bei ihrem Ansatz hingegen einen sogenannten dezentralen Ansatz. Hierbei werden die erfassten Informationen nicht zentral auf einem Server, sondern dezentral auf den einzelnen Geräten der Nutzer gespeichert. Somit verbleibt die Hoheit über die Daten zunächst einmal grundsätzlich beim Nutzer. Wie aber würde dann die Ermittlung eines Kontakts mit einer infizierten Person erfolgen? An dieser Stelle kommt der Begriff "Tracing" ins Spiel. Fast alle modernen Smartphones verfügen über eine Technologie namens "Bluetooth Low-Energy" (Bluetooth LE). Hierbei handelt es sich um eine Bluetooth-Technologie, die dauerhaft arbeiten kann, ohne dabei großartig den Akku zu belasten. Apple und Google wollen sich nun die Vorteile dieser Technologie für ihre Entwicklung zu Nutze machen, um die angesprochene Kontaktermittlung zu realisieren. Hierzu können Apps, die auf der Technologie aufsetzen permanent (und damit auch im Hintergrund, wenn sich das Smartphone im Sperrmodus in der Jackentasche befindet) auf Bluetooth LE zugreifen. Hierdurch wird es möglich, in der Nähe befindliche Geräte aufzuspüren, die die App ebenfalls installiert haben. Alle diese Geräte strahlen dann quasi dauerhaft ein Blueooth-Feld aus, welches die jeweils anderen Geräte erkennen können. Aus Basis der Feldstärke kann sogar der Abstand zwischen den Geräten und damit auch ihrer Besitzer ermittelt, ohne dass eine exakte Positionsbestimmung erfolgen würde, wie dies bei GPS der Fall wäre. Es wird dabei also keine Position ermittelt, sondern lediglich der Abstand zwischen zwei (oder mehreren) Geräten.

Wird eine solche Nähe zwischen den Geräten festgestellt, werden dabei keine personenbezogenen Daten ausgetauscht, sondern ausschließlich ein zufällig generierter Code, über den sich jedoch keine Rückschlüsse auf den Nutzer ziehen lassen. Jedes Smartphone, welches diese Technologie nutzt, führt dann eine Art zweiwöchiges Tagebuch, in dem sämtliche Codes von Geräten abgelegt werden, in deren Nähe man sich befand. Dabei werden jedoch keinerlei Informationen auf irgendwelche Server übertragen, wodurch die Datenhaltung dezentral, nämlich innerhalb des Tagebuchs auf dem jeweiligen Gerät erfolgt. Dabei werden laut Spezifikation auf die Bluetooth-Metadaten verschlüsselt, was es noch schwiergier für einen potenziellen Angreifer macht, von den möglicherweise abgefangenen Daten auf eine Person zu schließen. Wie aber erfährt der Nutzer nun, dass er sich in der Nähe einer mit dem Coronavirus infizierten Person befunden hat und sich selbst für zwei Wochen in Quarantäne begeben oder auf das Virus testen lassen soll?

Wird eine Person positiv auf das Coronavirus getestet, kann das zuständige Gesundheitsamt dies in der App dieser Person hinterlegen. Erst in diesem Moment würde eine einzige Information auf den Server des App-Anbieters übertragen werden, nämlich der zufällige Gerätecode des Smartphones. Anschließend verschickt der App-Anbieter eine Push-Nachricht an alle Smartphones auf denen die App installiert ist. Nur wenn sich der Gerätecode im oben angesprochenen "Tagebuch" eines Smartphones befindet, wird diese Benachrichtigung jedoch auch angezeigt und der Nutzer auf diese Weise informiert, dass er sich in den vergangenen zwei Wochen in der Nähe eines bestätigten Coronafalls befunden hat und sich aus diesem Grunde in Quarantäne begeben sollte. Hierdurch wissen weder der App-Anbieter (in der Regel eine Regierung oder Gesundeitsbehörde), noch der Nutzer, der die Benachrichtigung erhält, welche Person in seiner Nähe mit dem Virus infiziert war. Auch aus aus diesem Grund befürworten Datenschützer diesen Ansatz. Es geht hier also weniger um das "Nachverfolgen" wie beim "Tracking" als mehr um das Aufspüren von Kontakten, was sich hinter dem "Tracing" verbirgt - auch wenn die beiden Begriffe nicht zu 100% trennscharf sind. Durch die dezentrale Speicherung der Daten kann der Nutzer auch jederzeit die App auf seinem Gerät löschen, womit auch sämtliche damit verknüpften Daten gelöscht würden.

Damit eine solche App erfolgreich ist, egal ob nun nach dem zentralen oder dem dezentralen Ansatz, ist natürlich einerseits wichtig, dass es nur eine einzige App gibt und andererseits, das möglichst viele Menschen diese App auch nutzen. Für Letzteres ist natürlich vor allem das Vertrauen der Nutzer in diese App essenziell. Eine große Verbreitung der App ist deswegen wichtig, da ein Smartphone nur dann einen in der Nähe befindlichen Kontakt erkennen kann, wenn auch diese genau diese App installiert hat. Das ganze Konstrukt funktioniert also nur mit einer möglichst großen Verbreitung der App. Auch um die benötigte Akzeptanz in der Bevölkerung zu erzielen, ist die deutsche Regierung inzwischen vom ehemals präferierten zentralen Ansatz umgeschwenkt und wird nun auf die dezentrale Technologie von Apple und Google setzen. Die entsprechenden Umstellungen bei der App-Entwicklung wurden bereits eingeleitet. Selbstverständlich wird die Nutzung der App in Deutschland komplett auf der Freiwilligkeit der Nutzer basieren. Auch hierfür ist eine hohe Akzeptanz notwendig. Umfragen zufolge wären akutell ca. 50% bis 70% der Bevölkerung bereit, eine Corona-App auf ihrem Smartphone zu installieren. Sollten alle notwendigen Voraussetzungen erfüllt sein, kann ich meine Nutzer nur dazu aufrufen, die App zu installieren, sobald sie bereitsteht, um hiermit das auf Masse basierende "Tracing" zu unterstützen.

Selbstverständlich ist eine solche App nicht das Allheilmittel und auch nicht frei von möglichen Problemen und Fehlern. Unter anderem gaben Kritiker bereits zu bedenken, dass die Bluetooth-Erfassung auch zu sogenannten "False Positives" führen kann. Beispielsweise kann man an einer Ampel neben einem anderen Auto stehen, wodurch von der App eine räumliche Nähe erkannt wird. Befindet sich nun in dem anderen Auto eine bestätigt infizierte Person, führt dies zu einer Meldung, auch wenn beide Personen, da sie sich in unterschiedlichen Autos befanden keinen direkten Kontakt miteinander hatten. Auch Fensterscheiben oder dünne Wände können diesen Effekt auslösen. Man muss dabei allerdings bedenken, dass irgendwo jede Technologie an ihre Grenzen stößt und man hier nicht die perfekte Lösung, sondern den kleinsten gemeinsamen Nenner sucht.

In jedem Falle dürfte aus verschiedenen, vor allem aus datenschutztechnischen Gründen der dezentrale Tracing-Ansatz der Weg sein, den man hier gehen sollte. Da es auch darauf ankommt, dass möglichst viele Menschen die App installieren, ist eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung extrem wichtig. Bleibt zu hoffen, dass die in Entwicklung befindliche App die in sie gesetzten Hoffnungen nicht enttäuscht und wir damit ein weiteres Hilfsmittel an die Hand bekommen, um die aktuelle Situation auch weiterhin vergleichsweise gut zu überstehen und möglichst bald in ein normales oder besser gesagt gewohntes Leben zurückzukehren.

Hinweis: Aufgrund des politischen Themas und der entsprechenden kontroversen Meinungen hierzu sind Kommentare zu diesem Artikel deaktiviert. Kommentare zu diesem Artikel unter anderen Artikeln werden gelöscht.

Geschrieben von Florian Schimanke am Dienstag, 28. April 2020 um 11:00 in Apple
Tags für diesen Artikel: apple, coronavirus, google
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