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Zoom pulverisiert Download-Rekord im AppStore im zweiten Quartal 2020

Während der Corona-Krise gab es bereits jede Menge Verlierer. Es gab aber auch einige Gewinner, die von der veränderten Arbeits- und Schulsituation profitiert haben. Hierzu gehören unter anderem auch Anbieter von Videokonferenz-Tools, wie beispielsweise Zoom. So haben die App-Analysten von Sensor Tower herausgefunden, dass Zoom im zweiten Quartal 2020 allein in den USA auf den Rekordwert von 94 Millionen Downloads kam. Und dies trotz diverser Datenschutz-Pannen und falscher Marketing-Versprechungen, die unter anderem auch bei mir im Blog thematisiert wurden. Es zeigt sich also mal wieder, dass Datenschutzbedenken schnell über Bord geworfen werden, wenn der eigene Nutzen oder auch einfach die Bequemlichkeit im Vordergrund stehen. Facebook, WhatsApp, Instagram und Co. lassen grüßen.

Mit seinen Downloadzahlen pulverisierte Zoom übrigens geradezu den nur ein Quartal zuvor aufgestellten Download-Rekord. Auch hier war es mit TikTok eine datenschutztechnisch eher problematische App, die diesen mit 67 Millionen Downloads aufstellte. Nimmt man den Google Play Store noch mit hinzu, bilden nun Zoom, TikTok und Pokémon GO den exklusiven Kreis von Apps, die es schafften, innerhalb nur eines Quartals die magische Grenze von 300 Millionen Downloads zu knacken.

Doch nicht nur Zoom gehörte zu den großen Profiteuren der durch das Corona-Virus geprägten ersten Jahreshälfte 2020. Vor allem Apps aus den Bereichen Gesundheit, Fitness und Bildung konnten starke Zuwächse verzeichnen, während Reise-, Navigations- und Sport-Apps rückläufig waren. Dies schlägt sich auch in den Top 10 der iOS Apps weltweit nieder:

  1. Zoom
  2. TikTok
  3. YouTube
  4. Instagram
  5. Facebook
  6. Google Meet
  7. Messenger
  8. WhatsApp
  9. Netflix
  10. Microsoft Teams
Als kleine Randnotiz sei zudem noch angemerkt, dass App-Downloads in den USA im vergangenen Quartal die in China zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder überholt haben. Auch hier werden vor allem die Auswirkungen der Corona-Pandemie als Grund angeführt.

Nächster Datenschutz-Hammer: Zoom leakt E-Mail Adressen und Fotos von Nutzern

Und immer wenn du denkst, noch einen können sie nicht draufsetzen, holen sie so ein Ding raus. Aktuell boomen aufgrund der Coronakrise vor allem auch Plattformen für Videokonferenzen, wie beispielsweise Microsoft Teams, Cisco WebEx oder Zoom. Letzterer Dienst handelt sich allerdings derzeit zumindest aus technischer Sicht mehr negative als positive Schlagzeilen ein. Nachdem erst kürzlich bekannt wurde, dass die iOS-App von Zoom für den Nutzer nicht erkennbar und ungefragt Daten an Facebook verschickte. Und das auch dann, wenn dieser gar nicht über ein Konto auf dem sozialen Netzwerk verfügt. Anfang der Woche kam dann noch ans Licht, dass Zoom mit einer Ende-zu-Ende Verschlüsselung seines Dienstes wirbt, diese aber überhaupt nicht realisiert.

Nun kommt der nächste Hammer. So haben die Kollegen von Motherboard herausgefunden, dass Zoom offenbar sehr offenherzig mit den persönlichen Daten seiner Nutzer umgeht. So sind unter anderem die E-Mail Adresse und das Foto von mehreren tausend Nutzern für andere Nutzer sichtbar, ohne dass man sich mit diesen explizit verbunden hätte. Das Problem liegt dabei offenbar im sogenannten "Company Directory" von Zoom, in das automatisch Nutzer aufgenommen werden, wenn sie dieselbe Mail-Domain verwenden. Zwar wird es hierdurch einfacher, Kollegen zu finden und mit diesem eine virtuelle Konferenz zu starten, allerdings werden hierdurch auch Nutzer mit Mail-Domains von kleineren Providern (Dienste wie Hotmail, Yahoo, Gmail und Co. sind offenbar nicht betroffen) zusammengefasst, als ob sie für dasselbe Unternehmen arbeiten würden. So berichtet ein Nutzer:

"I was shocked by this! I subscribed (with an alias, fortunately) and I saw 995 people unknown to me with their names, images and mail addresses. [...] If you subscribe to Zoom with a non-standard provider (I mean, not Gmail or Hotmail or Yahoo etc), then you get insight to ALL subscribed users of that provider: their full names, their mail addresses, their profile picture (if they have any) and their status. And you can video call them."

Auf seiner Webseite schreibt Zoom zum "Conpany Directory":

"By default, your Zoom contacts directory contains internal users in the same organization, who are either on the same account or who's email address uses the same domain as yours (except for publicly used domains including gmail.com, yahoo.com, hotmail.com, etc) in the Company Directory section."

Allerdings werden offenbar nicht alle Domains dabei herausgefiltert, so dass kleinere Mail-Endungen fälschlicherweise einem Unternehmen zugeordnet werden, was zu den angesprochenen Problemen führt. Der o.g. Nutzer berichtet, dass unter anderem die Domains der niederländischen Provider xs4all.nl, dds.nl und quicknet.nl betroffen sind. XS4ALL kommentierte das Problem bereits am Wochenende auf Twitter.

Sollte man selbst betroffen sein, kann man in einer speziellen Sektion der Zoom-Webseite das Entfernen einer Domain aus dem "Company Directory" Feature beantragen.

Erneut werfen die Datenschutz-Praktiken bei Zoom kein gutes Licht auf das Unternehmen. Neben den Problemen der vergangenen Tage entdeckten Sicherheitsforscher im vergangenen Jahr eine Lücke, durch den es Angreifern möglich war, die Webcam des Nutzers unbemerkt zu übernehmen. Über die beiden anderen oben genannten Apps (Microsoft Teams, Cisco WebEx ) sind derlei Probleme aktuell nicht bekannt. Wer also Bedenken bei der Nutzung von Zoom hat, sollte einen Wechsel in Betracht ziehen.